Literatur

 

 

 Das Fernrohr, 1990

 

Johannes Langner: Katalog  der Ausstellung im Kunstverein Freiburg 1987  (Auszug)

...Während Giersch für die Innenraumbilder das Hochformat bevorzugt, wählt er für die Landschaften fast  durchweg das Querformat. Orientiert an der Waagerechten des Horizontes breitet sich die Vorstellung des Raumes ins Umfassende. Garantiert wird dies durch einen großen Abstand vom Motiv und einen erhöhten, Überschau gewährenden Standort des Betrachters. Die Sicht tendiert zum Panorama. Charakteristisch ist für sie ein Effekt der Stauung. Es ist, als ob der Blick mehr ins Bild zusammenrafft, als der Ausschnitt in Wirklichkeit fassen könnte. Dem Druck dieser Konstruktion fällt die Einheit der räumlichen Konstruktion zum Opfer. Der Schauplatz zerbricht in eine Folge von Schauplätzen, die sich in Verwerfungen und Torsionen aneinander und ineinander schieben. Hand in Hand mit der Preisgabe der Einheit der Perspektive geht die Preisgabe der Einheit des Maßstabes.

Dies sind Merkmale eines Vorstellens, das sich nicht an die direkte Anschauung hält, sondern aus der Erinnerung schöpft. Die Erinnerung, solange sie spontan agiert, verpflichtet die Sicht nicht auf ein geschlossenes, rational stimmiges System, sondern ergeht sich, impulsiv gesteuert, in einer Vielzahl autonomer, nicht logisch harmonisierter Perspektiven. Sie ordnet ihre Inhalte nicht zu statischer Konstellation, sondern vergegenwärtigt sie in treibender Bewegung, im Gang permanenter Revision. Sie bestimmt die Größe der Dinge  nicht nach ihren objektiven Verhältnissen, sondern nach dem Gewicht, das sie für den Erlebenden hatten...

 

 

 

 

Badende mit blauem  Tuch, 1981

 

Thieme-Becker: Allgemeines Künstlerlexikon 1991ff.

Artikel: Giersch, Jürgen, 2008 (Ausschnitt)

...Figur,  Landschaft und Interieur sind die Themen von G.s realist. Malerei (Öl auf Lw).Die Dingwelt gewinnt darin eine beklemmende Übermacht, die den Menschen an den Rand seiner Existenz zu drängen scheint. Stürzende Perspektiven umreißen den Bildraum, düstere, gebrochene Farben, häufig in Blau- und Grüntönen, bestimmen die Palette. Die menschl. Figur ist in statuarischer Starrheit und Verlorenheit dargestellt...